Schuldezernentin Dr. Schmahl: „Wir sorgen für bestmögliche Vorsorge“
Landkreis Gießen. Seit den extrem hohen PCB-Funden an der Gießener Herderschule, die eine sofortige Schließung der betroffenen Unterrichtsräume zur Folge hatten, sind viele Eltern auch im Kreis verunsichert und fragen sich, ob nicht auch ihre Kinder einer PCB-Belastung ausgesetzt sind, ohne dass man es weiß.
Der Schuldezernentin des Landkreises Gießen, Dr. Christiane Schmahl (Bündnis 90/Die Grünen), sind diese Ängste bewusst. „PCB ist ein nicht zu unterschätzendes Umweltgift. Zu Recht wurde die Anwendung in der Bundesrepublik seit 1989 verboten. Die an der Herderschule festgestellten Werte haben natürlich auch uns erneut auf diese Problematik aufmerksam gemacht.“
Dies hat den Landkreis als Träger der Schulen in den Kreiskommunen zum sofortigen Handeln veranlasst. „PCB begegnet uns heute vorwiegend in Bauten aus den Jahren 1965 bis 1975. Hier sind die dauerelastischen Dichtungsmassen auf Polysulfid-Kautschukbasis zwischen den Betonfertigteilen, zwischen Beton und Fenstern sowie Türen und im Sanitärbereich die Ausgasungsquelle. Aber auch in den bis 1989 errichteten oder sanierten Gebäuden können theoretisch erhöhte PCB-Werte auftreten.“
Deshalb lässt der Kreis seit August alle in Frage kommenden Schulgebäude untersuchen. Bislang wurden an 20 Stellen Untersuchungen vorgenommen. Hierbei waren lediglich zwei Werte auffällig, alle anderen Ergebnisse lagen unterhalb der Grenzwerte. Die festgestellten Werte in der Sporthalle der Erich-Kästner-Schule in Lich und der Pausenhalle der Georg-Kerschensteiner-Schule in Biebertal lagen zwar über dem sogenannten Vorsorgewert von 300ng PCB/m3 Luft, aber erheblich unter dem sogenannten Interventionswert von 3.000ng/m3, der Sofortmaßnahmen wie an der Herderschule notwendig macht. Nach der PCB-Richtlinie sind an den genannten Schulen mittelfristige Maßnahmen erforderlich. Hierzu gehören die Quellensuche, verstärktes Lüften und regelmäßiges gründliches Reinigen.
„Wir gehen hier sogar über diese Empfehlungen hinaus und reinigen die betroffenen Räume täglich nass“, so Schmahl. „Wir werden weitere Messungen vornehmen und nach den Quellen suchen, damit wir mittelfristig die Räume sanieren können.“
In der nächsten Zeit sollen noch 106 weitere Gebäude untersucht werden. „Damit stehen wir vor einer erheblichen Aufgabe“, so die Schul- und Baudezernentin. „Dem werden wir uns aber stellen, denn wir wollen die größtmögliche Sicherheit für unsere Schülerinnen und Schüler.“ Deshalb weist Schmahl auch darauf hin, dass keine Beschlüsse von Gemeindevertretungen, wie in Heuchelheim beabsichtigt, erforderlich sind, um den Landkreis zum Handeln zu bewegen. Der Kreis ist sich seiner Verantwortung an dieser Stelle bewusst.
Die Eltern der Kinder an den betroffenen Schulen wurden bereits durch Elternbriefe über den Sachstand informiert, außerdem wurden kurzfristig Informationsabende anberaumt, an denen auch Dezernentin Dr. Schmahl teilnehmen wird. „Damit“, so die Grünen-Politikerin, „haben wir die größtmögliche Vorsorge für die Schulkinder und das Schulpersonal getroffen.“