Hinweise auf Biber-Rückkehr mehren sich – Naturschutz-Dezernentin Schmahl bittet um Aufmerksamkeit bei Ausflügen an Bächen und Seen
Landkreis Gießen. „Es verdichten sich Anzeichen, dass sich Biber an Wetter und Horloff angesiedelt haben“, berichtet Dr. Christiane Schmahl. Verbunden damit hofft die Naturschutz-Dezernentin des Landkreises, dass die Nagetiere vielleicht auch bald wieder vermehrt im Landkreis Gießen leben werden. Denn der Biber ist ein Naturtalent in Sachen Ökosystem-Management. „Mit seinen Dämmen hält er das Wasser länger in der Landschaft, verhindert so extreme Hochwasserabflüsse mit Überschwemmungen und Sachschäden“, sagt sie. Das nutzt dem natürlichen Hochwasserschutz und der Artenvielfalt.
Christiane Schmahl bittet vor allem Familien mit Kindern um Rücksichtnahme auf die 20 bis 30 Kilogramm großen Nager und hofft auf aufmerksame Naturgänger: „Bitte achten Sie auf mögliche Spuren, zum Beispiel wenn Kinder entlang der Bäche spielen und berichten Sie uns, wenn Ihnen typische Bibermerkmale auffallen.“ Als perfekter Wiederverwerter benutzen Biber abgenagte Bäume und Äste als Baumaterial für ihre Dämme. Mit ihnen stauen sie das Wasser so hoch, dass der Zugang zur Wohnhöhle in der Uferböschung unter dem Wasserspiegel liegt und geschützt ist.
Wenn ein flaches Ufer eine unterirdische Wohnhöhle unmöglich macht, bauen sie eine Burg aus Ästen und Lehm. Biber sind ungewöhnliche Handwerker: Mit ihren sich selbst schärfenden Nagezähnen bearbeiten sie Bäume wie der Mensch Möhren. „Auf Biber aufmerksam werden wir meist erst, wenn uns seltsam bekaute Stämme, angespitzte Stümpfe und andere bizarre Skulpturen in der Landschaft in Gewässernähe auffallen“, erklärt Christiane Schmahl weiter.
Eine Biberpopulation wächst nur langsam und solange es genug Lebensraum gibt. Sie leben in Familien, die Elterntiere bleiben ein Biberleben lang zusammen. Die Jungtiere der letzten beiden Jahre gehören auch zum Familienverbund. Die Familie besetzt ein relativ schmales Revier längs eines Fließ- oder Stillgewässers, denn Biber entfernen sich nicht weiter als etwa 20 Meter vom Wasser. Dafür legen sie umso mehr Strecke im und am Wasser zurück: Für ein Revier sind zwei bis drei Kilometer Ufer nötig.