Was ist besser, als eine gute Idee in der Praxis vorzustellen. Ab nächstem Jahr bietet der Landkreis Gießen den Kommunen ein geändertes Konzept für Wertstoffhöfe an. Dr. Christiane Schmahl (Bündnis 90/Die Grünen), Hauptamtliche Kreisbeigeordnete und Dezernentin für Abfallwirtschaft, besuchte deshalb den Wertstoffhof in Allendorf/Lumda. Der Wertstoffhof wird von der Stadt Allendorf für die Gemeinde Rabenau als gemeinsame Einrichtung mit betrieben. Und das sehr erfolgreich, wie der Ortstermin mit Annette Bergen-Krause (Bürgermeisterin Allendorf/Lda) und Kurt Hillgärtner (Bürgermeister Rabenau) zeigte.
Auf dem Gelände des interkommunalen Wertstoffhofs herrscht reges Treiben. Im Minutentakt fahren Autos vor, mehr oder weniger voll beladen, von Bauschutt bis zur ausgedienten Lampe. „Es geht uns darum, die Restabfallmenge zu reduzieren, eine ortsnahe Entsorgung kleiner Mengen anzubieten und das Rückgabe-Netz für kleinteilige Abfälle etwa wie Elektro-Kleingeräte engmaschiger zu machen“, erklärt Christiane Schmahl. Das ist besonders für Orte interessant, die sich entfernt vom Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) Gießen in der Lahnstraße befinden.
Die derzeit mit den Kommunen geschlossenen Verträge laufen zum Jahresende aus. Deshalb hat der Landkreis ein neues Konzept erstellt. Dieses sieht vor, dass ein interkommunaler Wertstoffhof Metall, Bauschutt und Holz annehmen kann. Dieses Angebot kann noch um Kunststoffe, Ast- und Strauchschnitt, Altpapier, Elektrokleingeräte und weitere Klein-Fraktionen erweitert werden. Die Öffnungszeit soll weiterhin von mindestens fünf Stunden pro Woche gewährleistet sein.
In Gegenleistung zahlt der Kreis zehn Cent pro Modul und maximal bis zu einem Euro pro Einwohner und Jahr an die jeweilige Kommune. Außerdem finanziert der Landkreis wie bisher Containergestellung, Abholung und Verwertung der Abfälle. Die Annahme von Bauschutt und Altholz verringert die Ausgaben für den Landkreis bei der Restmüllentsorgung, während die Annahme von Altmetall und Papier Einnahmen für den Landkreis bringt. Ziel ist es, eine möglichst flächendeckende Lösung im Landkreis zu erreichen.
„In diesem Jahr haben wir den bereits unter Vertrag stehenden Kommunen insgesamt 75 000 Euro zur Verfügung gestellt“, sagt Christiane Schmahl. Die jährlichen Folgekosten für das Betreiben der Wertstoffhöfe im Landkreis können bis maximal 180.000 Euro betragen, also so viel, wie Einwohner an kommunale Wertstoffhöfe angeschlossen sind. Auch die zwei Bürgermeister sind überzeugt von dem Konzept. „Das System hat sich bewährt“, sagt Annette Bergen-Krause und ihr Rabenauer Kollege Kurt Hillgärtner ergänzt: „Die Bürgerinnen und Bürger freuen sich zu wissen, wo sie ihre kleinen Mengen Bauschutt abgeben können.“ Außerdem, stellen beide im Gespräch fest, wird dadurch deutlich weniger Müll einfach in der Natur wild entsorgt. Auf dem Allendorfer Wertstoffhof unterstützt Jürgen Vogt bei der Sortierung. „Das klappt ganz wunderbar“, lobt er, „die Leute fragen auch immer wieder: Was kommt denn wo rein?“