Schulung der Unteren Naturschutzbehörde für Bauhof-Mitarbeiter und Umweltberater der Kommunen
Wie kann man Naturschutz praktizieren, ohne durch Pflegeschnitte den Lebensraum von seltenen Tieren und Pflanzen zu gefährden? Dieser Frage gingen Experten der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) beim Landkreis sowie Leiter der kommunalen Bauhöfe und Umweltberater der Städte und Gemeinden im Kreisgebiet nach. Die UNB hatte zu dieser Tagung mit verschiedenen Referenten eingeladen. Die Dezernentin für Naturschutz im Landkreis Gießen, Dr. Christiane Schmahl, erklärt den Anlass: „Naturschutz muss machbar sein. Maßnahmen, die nicht oder nur mit sehr großem Aufwand umzusetzen sind, können von den Kommunen im Alltag praktisch nicht geleistet werden. Trotzdem gibt es einige Vorgaben, die zum Beispiel bei Gehhölzrückschnitt oder Grabenmahd zu beachten sind, um Tiere zu schützen. Sie sind mit wenig Aufwand umzusetzen, aber wirkungsvoll. Denn Pflegemaßnahmen sollen auf keinen Fall das Gegenteil bewirken und Lebensräume zerstören.“
Referentin Dr. Beate Alberternst sprach über Neophyten-Pflanzen, also über eingeschleppte Pflanzen aus anderen Regionen, die die heimische Flora stellenweise verdrängen. Sie gab den Bauhof-Mitarbeitern Tipps, wie sie die Ausbreitung zumindest lokal begrenzen können. Johannes Lang legte den Fokus auf die mittlerweile seltene Haselmaus, die unter zu starken Gehölzrückschnitten zu leiden hat. Die kaum daumengroßen Tiere sind europaweit geschützt und leben im Gebüsch und Strauchzonen längs der Verkehrsadern. Sein Tipp: Straßenbegleitendes Grün nur alle drei bis fünf Jahre schneiden und zwar wechselseitig und abschnittsweise über 200 Meter – am besten noch im Winter.
Herbert Diehl sensibilisierte die Tagungsteilnehmer für eine schonende und seltene Pflege von Uferböschungen. Manchmal sei es sinnvoll, Maßnahmen auszusetzen oder nur teilweise durchzuführen. Für die Pflanzen- und Tierwelt ist der beste Zeitpunkt zum Mähen der Uferböschung der Herbst, erklärte der Mann vom Regierungspräsidium Gießen. Die UNB selbst legt ein besonderes Augenmerk auf die Verarmung der Flora und Fauna der Feldflur und kämpft deswegen gemeinsam mit dem Kreisbauernverband gegen eine frühe Mahd von Graswegen und Feldrainen. „Viele Tierarten finden zwischen den bewirtschafteten Feldern Deckung und Nahrung“, erklärt Christiane Schmahl, „deswegen müssen wir diesen Lebensraum schützen und mit Vorsicht pflegen.“ Diese Schutz-Kampagne ist Teil der Anstrengungen, die die UNB des Landkreises Gießen im Zuge der Hessischen Biodiversitätsstrategie verfolgt.