Pressemitteilung der Hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Christiane Schmahl
Bestandsaufnahme im Gießener Land
Landkreis Gießen. Zurzeit sind drei Bürgerarbeiter im Landkreis Gießen auf den Streuobstwiesen unterwegs und nehmen sich die Bäume dort unter die Lupe. Bei Wind und Wetter kartieren sie die Obstbäume und bringen damit ein hessenweit einmaliges Projekt voran: eine umfassende Bestandsaufnahme der Streuobstwiesen, die die mittelhessische Landschaft in weiten Teilen prägen und Teil der regionalen Kultur sind.
Auf dem Schreibtisch der Bürgerarbeiter in der Kreisverwaltung am Riversplatz liegt eine große Karte. Auf ihr sind mit gelbem Textmarker alle Wiesen markiert, die kartiert werden sollen. In diesem Sommer und Herbst gehen die Männer von Gemeinde zu Gemeinde und begutachten vor Ort den Bestand der Obstbäume. „Unterstützt werden sie dabei von den örtlichen Obst- und Gartenbauvereinen, von deren genauer Ortskenntnis die Bürgerarbeiter gern profitieren“, berichtet die Hauptamtliche Kreisbeigeordnete Dr. Christiane Schmahl als zuständige Dezernentin für Naturschutz.
In den Städten und Gemeinden im Landkreis Gießen gibt es größtenteils Apfelbäume auf den Streuobstwiesen, aber auch Birn-, Kirsch-, Nuss-, Speierling- und Pflaumenbäume. Alle werden in Augenschein genommen und dokumentiert. Dabei werden Kriterien wie Alter, Pflegezustand und Baumart begutachtet und von den Männern akribisch notiert. Immer wieder wird ein Vergleich mit der letzten Zählung aus dem Jahr 2000 gemacht, um festzustellen, ob sich der Bestand verringert oder gar vergrößert hat.
Mit Klemmbrett in der Hand stehen die drei Bürgerarbeiter also im Gras und prüfen, ob noch alle Bäume vorhanden sind, die vor Jahren in die Listen eingetragen wurden. Wenn nicht, vermerken sie, was sich verändert hat. Sind neue Bäume gepflanzt worden, oder fehlen sie einfach? Gibt es auf den Wiesen Totholz oder Baumhöhlen, die sich als Nistplatz eignen? Die Aufzeichnungen geben später ein aktuelles Bild vom Zustand der mittelhessischen Streuobstwiesen.
Wenn die Männer von früh am Morgen bis spät am Abend über die Wiesen ziehen, werden auch schon mal vorbei spazierende Passanten und Landwirte neugierig und fragen, was sie dort denn machen würden. Die meisten Neugierigen zeigen sich überrascht über das umfang- und arbeitsreiche Projekt und begrüßen zugleich die Mühe, die man sich um die Streuobstwiesen macht.
Mit diesem beispiellosen Projekt setzt sich der Landkreis Gießen für die Streuobstwiesen ein und trägt auch zur Werbung dieses Kultur- und Naturguts bei. In diesem Zusammenhang erwähnt Christiane Schmahl auch die größte zusammenhängende Streuobstwiese in Hessen, die sich in der Gemarkung Gießen-Allendorf befindet. Dieses und andere Naturschutz-Projekte machen deutlich, dass die Streuobstwiese keinesfalls an Nutzen und Reiz verloren hat. Sie ermöglicht nicht nur eine reichliche Ernte, sondern ihre Wiesen und alten Bäume bieten auch Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen.
„Ich hoffe, dass die Aktion, die im Rahmen der Bürgerarbeit stattfindet, Nachahmer findet. Die Ergebnisse aus dem Landkreis Gießen werden auch digital in eine Datenbank eingegeben und dann dem Land Hessen zur Verfügung gestellt“, erläutert die Dezernentin weiter. Die Aktion helfe dabei, den Grünlandzustand des Landes zu erfassen und die besondere Bedeutung der Streuobstwiesen hervorzuheben, die für die mittelhessische Region so typisch sind. „Die Zählung der Streuobstwiesen ist echte, praktische Naturschutzarbeit vor Ort. Ich freue mich sehr, dass dies dank der Bürgerarbeiter möglich ist“, lobt Christiane Schmahl.