Kreisausschuss hat Planungsauftrag zur Abdichtung der Oberfläche in Höhe von rund 414.000 Euro vergeben
Bis 2001 wurde die Deponie Reiskirchen als Haus- und Gewerbemülldeponie vom Landkreis Gießen genutzt. Danach setzte die sogenannte Stilllegungsphase ein.
Mehr als 20 Jahre lang, bis zu ihrer endgültigen Schließung im Jahr 2001 wurden insgesamt 2,3 Millionen Kubikmeter des Gießener Restmülls zur kreiseigenen Deponie in Reiskirchen gebracht. Zuvor wurde Mitte der 90er Jahre diese Befüllungsphase noch durch die Nachverdichtung des abgelagerten Mülls mittels Fallplatten verlängert. Wie von der Autobahn A5 zu erkennen, ist die Deponieoberfläche mit Erde abgedeckt.
Das in Reiskirchen anfallende Sickerwasser wird nach seiner Erfassung in der deponieeigenen Anlage gereinigt, um dann über das Kanalnetz zur nochmaligen Reinigung in die Kläranlage Gießen zu gelangen. Von hier aus wird das saubere Wasser in die Lahn geleitet.
Das Gas aus dem Verrottungsprozess wird in dem etwa 500 Meter entfernten Blockheizkraftwerk der Stadtwerke Gießen zur Stromerzeugung genutzt. Die dabei entstehende Abwärme wird in das Fernwärmenetz der Stadtwerke eingebracht. Der Strom wird für den Deponiebetrieb genutzt und der Überschuss in das Stromnetz eingespeist.
Jetzt wird die nächste Phase der Nachsorge angegangen: die Oberflächenabdichtung.
Die Planungsarbeiten zur Oberflächenabdichtung der Deponie Reiskirchen wurden im letzten Jahr vom Kreisausschuss vergeben. Aufgabe ist es nun, einen Abdichtungsplan für die Deponie auszuarbeiten. Dieser besteht aus einer ersten und zweiten Abdichtungskomponente, einem Dichtungskontrollsystem sowie einer Entwässerungs- und Rekultivierungsschicht. Die eigentliche Abdeckung für die Reiskirchener Deponie wird mit rund 4,8 Millionen Euro kalkuliert.
Obwohl auf den Deponien keine Abfälle mehr abgelagert werden, sorgt der Landkreis dafür, dass das Deponieverhalten durch Messungen von Gas und Wasser weiterhin aufgezeichnet wird. Zum einen, um dadurch Beeinträchtigungen der Umwelt zu vermeiden und zum anderen, um zu erkennen, wann die Verrottung im Müll so weit fortgeschritten ist, dass sich der Deponiekörper nicht weiter setzt. Denn erst wenn dieser annähernd stabile Zustand erreicht ist, kann eine endgültige Oberflächenabdichtung bedenkenlos eingebaut werden.
Christiane Schmahl (Bündnis 90/Die Grünen), als Abfallwirtschaftsdezernentin des Landkreises Gießen auch für die Altdeponien zuständig, teilt dazu mit: „Ich freue mich sehr, dass wir in Reiskirchen einen Zustand erreicht haben, der die Einleitung der nächsten Phase ermöglicht. Besonders wichtig ist mir,dass die Meßwerte den vorgeschriebenen Rahmen einhalten und von der Deponie keine Umweltgefahr ausgeht. Wenn die Oberflächenabdichtung und die Rekultivierung abgeschlossen sind, wird sich die ehemalige Deponie wieder nahtlos in die Landschaft einfügen.“
Das heißt jedoch nicht, dass keine Kontrollen mehr stattfinden werden: Die Nachsorgephase hat gesetzlich kein vorgegebenes Ende, wird jedoch heute von Fachleuten auf mindestens 30 bis 40 Jahre geschätzt. Danach können möglicherweise die bautechnischen Anlagen wie Brunnen, Beobachtungsstationen oder Zäune rückgebaut bzw. entfernt werden.