„Garantiert Grün Gerecht“, so lautet die Tour von Wolfgang Strengmann-Kuhn, sozialpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen in der Bundestagsfraktion. Anlässlich seines Besuches in Gießen, erhielten wir mit der Bürgermeisterin Gerda Weigel-Greilich und dem Fraktionsvorsitzenden der Stadt Klaus-Dieter Grothe einen Einblick in die großartige Arbeit der Einrichtung vom Haus für Alleinerziehende Frauen in Gießen. Es ist eines der Aufgabenfelder des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF).
Der im Jahr 1899 von Agnes Neuhaus als Sozialverband von Frauen für Frauen in der Kirche gegründete und 1968 in Sozialdienst katholischer Frauen, kurz SkF umbenannte Frauen- und Fachverband hat heute deutschlandweit 146 Ortsvereine mit 9600 Mitgliedern, 9000 Ehrenamtlichen und 6500 beruflichen Mitarbeitern.
Im Haus für Alleinerziehende, HfA, gegründet 1995, finden alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern Beratungs- und Betreuungsangebote. Das HfA versteht sich als Beratungsstätte. Es ist kein betreutes Wohnen, sondern fördert die Eigenverantwortlichkeit der Bewohnerinnen. In einer der acht Wohnungen leben alleinstehende Mütter mit ihrem Kind auf 43 bis 61 m² Wohnfläche. Die Mietverträge sind befristet auf bis zu drei Jahre, können aber bei Bedarf verlängert werden. Das Ziel ist es, die selbstständige Lebensführung der jungen Mütter zu begleiten, ihnen Hilfestellung im Alltag zu geben, ihre Ausbildung oder Berufstätigkeit zu fördern. Neben dem Beratungsangebot wird im HfA großer Wert auf die Bewältigung der alltäglichen Aufgaben gelegt. Es gibt Kreativ- und Freizeitangebote und ein Kochangebot. Eine Ernährungswissenschaftlerin gibt Tipps und Anregungen für gesunde Ernährung und zeigt den jungen Müttern, wie sie kostengünstige gesunde Gerichte herstellen können. Neben dem Vermitteln des richtigen know-how fördern diese Projekte ganz von selbst das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Hauses.
Allerdings steht das Engagement von Frau Marion Brückner, die im HfA für die Projekte verantwortlich zeichnet, möglicherweise zum Ende des Jahres 2017 vor dem Aus. Um das Haus für Alleinerziehende, das ein einzigartiges Konzept verfolgt, weiterhin aufrechtzuerhalten, ist neben der räumlichen und finanziellen Absicherung vor allem auch die Fachkräftesituation neu zu bewerten. Dafür sind die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen. Hier sind sowohl die Stadt Gießen als auch das Land Hessen in der Verantwortung. Denn das Haus hat Nachfragen, die durch eine bedarfsorientierte Weiterentwicklung gedeckt werden könnten. Das HfA ist ein Vorzeigeprojekt, das sicher auch als Modellprojekt für andere Städte dienen könnte. Es ist gewachsen und zeichnet sich durch das Engagement der Mitarbeiter*innen aus.
Bei einem Gespräch mit zwei jungen Müttern, die im HfA leben, zeigt sich schnell, dass sie stolz sind, hier zu sein. Sie identifizieren sich mit der Idee und fangen an, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Die kleine Geschichte: „Der Rucksack und meine Reise im Haus für Alleinerziehende“ geschrieben von einer jungen Mutter, macht das deutlich.
In der Abendveranstaltung stellte er sein Programm unter dem Thema: „Gleiche Chancen – Selbstbestimmte Teilhabe von Frauen und Kindern“ den Interessierten vor. In Deutschland kümmern sich 1,6 Millionen Alleinerziehende um 2.3 Millionen Kinder. Doch über die Hälfte dieser Kinder lebt von Hartz IV ergab nun eine empirische Studie der Bertelsmann-Stiftung – Tendenz steigend. Wolfgang Strengmann-Kuhn fordert eine Einführung der Kindergrundsicherung sowie ein Grundeinkommen, um zumindest des Existenzminimum zu garantieren.