Ohne Wasser kein Leben – dies war der Tenor einer Veranstaltung, zu der Fernwalds Grüne ihren Kandidaten für den Bundestag Tom Koenigs und ihren Landtagskandidaten Christian Otto eingeladen hatten. Koenigs begrüßte, dass sich die Trinkwasser-Privatisierungstendenzen der EU nach den vehementen Protesten vieler Menschen und Organisationen nicht durchsetzen konnten. Der Kreistag des Landkreises Giessen habe ebenfalls eine entsprechende Resolution verabschiedet, erklärte zu Beginn Heike Habermann, Sprecherin des Ortsverbands. „Protest bringt also doch etwas“, so Koenigs. „Die Bürger sehen ganz richtig, dass Wasser ein öffentliches Gut ist und nicht in private Hände gehört.“ Sauberes Wasser sei zudem ein Menschenrecht. Der Zugang dazu sei aber auch in Europa nicht selbstverständlich: Circa 2 Millionen Europäer hätten kein sauberes Wasser. Ein Drittel der globalen Bevölkerung sei ohne ausreichende Sanitärversorgung, 80 Prozent der Krankheiten in der so genannten „Dritten Welt“ hätten mit Wasser zu tun. Als Beispiel nannte Koenigs Gegenden, in denen an einem einzigen Wasserloch sowohl das Vieh getränkt als auch Wäsche gewaschen, das Geschirr gespült und gebadet wird. Dieses Wasser muss dann als Trinkwasser verwendet werden – es gibt keine andere Quelle. Beim Wasserverbrauch liege die Industrie mit einem Drittel ganz vorne; aber auch für die Erzeugung eines Kilogramms Rindfleisch würden 15.500 Liter (ca. 182 Badewannen voll) Wasser benötigt. Selbst ein einziges A4-Blatt Papier verbrauche 2000 Liter.
Vor allem in armen Ländern investierten große Konzerne und reiche Staaten inzwischen in Land und sicherten sich so auch Wasservorräte. Dieses „Landgrabbing“ fördere die Spekulation mit Landbesitz und die Verschuldung kleiner Betriebe und führe zu einer Monopolisierung der Nahrungsmittelerzeugung. Dass der Kampf um Wasser jedoch nicht auf die so genannte Dritte Welt beschränkt ist, beschrieb Koenigs anhand der Auseinandersetzung zwischen dem Ballungsraum Frankfurt und dem Vogelsberg – Frankfurt grabe dem Vogelsberg das Wasser ab.
Christian Otto, Kandidat für den Landtag, widmete sich beim Thema Wasser eher der lokalen und verbraucherorientierten Perspektive und brach eine Lanze für fair gehandelte und ökologisch erzeugte Produkte, die wesentlich nachhaltiger hergestellt würden als konventionelle. Als Beispiel nannte er die Herstellung von Jeans aus Baumwolle: Durchschnittlich würden für ein Kilogramm Baumwolle – eine Jeans und ein T-Shirt – 15000 Liter Wasser benötigt – in Trockenzonen wie dem Sudan beispielsweise sogar 29000 Liter. „Wasser wird dort oft den Flüssen entzogen – mit der Konsequenz, dass nachfolgenden Ländern nicht mehr viel übrig bleibt“, so Otto. Bei der Baumwollproduktion sei ein weiteres Problem der massenhafte Einsatz von Pestiziden, die in das Grundwasser gelangten. Otto riet dazu, beim Kleiderkauf auf zertifizierte Herstellung zu achten und sich bei Zweifeln an die Hersteller zu wenden, denn nicht jedes Zertifikat sei „gut“. „Ökotex Standard 100“ z.B. suggeriere zwar eine nachhaltige Herstellung des Kleidungsstückes, jedoch seien hier Chemierückstände bis zu einem gewissen Grenzwert durchaus erlaubt.
Koenigs, der auch Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe im Deutschen Bundestag ist, wurde selbstverständlich nach dem Syrien-Konflikt befragt. „2 Millionen Menschen sind bereits außer Land geflohen“, so Koenigs dazu; „4 Millionen sind im Land auf der Flucht“. Angesichts der Unübersichtlichkeit der Situation im Land selbst sei es das oberste Gebot, zunächst an die Opfer zu denken, Hilfe zu leisten, wo dies möglich ist und diese Hilfe nach humanitären Kriterien auszurichten.
Heike Habermann, Vorstand OV Fernwald