Ansprechpartner:
– Ortsverbandsvorsitzender: Rolf Tobisch, rolf.tobisch@web.de, Tel. 06408-64283
– Fraktionsvorsitzender: Renz Hornischer, biolandhof.hornischer@web.de, 06401-6622
Bild: Rolf Tobisch
Am 14. Oktober 2023 fand in Reiskirchen in der Sport- und Kulturhalle Ettingshausen unser Trommel-Workshop unter der Leitung von Katja Loepke (3.von rechts) statt.
Kandidat Kromm bei den Reiskirchener Grünen
Die Reiskirchener Grünen hatten den designierten Bürgermeisterkandidaten Dietmar Kromm zu Gast. Das Gespräch diente dem gegenseitigen Kennenlernen. Die Grünen wollten von Kromm erfahren, wie er gedenkt dieses Amt im Falle einer Wahl wahrzunehmen. Auch sollte ausgelotet werden, ob es in der politischen Denkrichtung Gemeinsamkeiten oder unvereinbare Gegensätze gibt. Kromm hatt als ortsfremder Kandidat selbstverständlich das Bedürfnis mehr über Reiskirchen zu erfahren. Dem konnten wiederum die Grünen mit ihrer langjährigen politischen Erfahrung abhelfen. Das Gespräch wurde abschließend von beiden Seiten als fruchtbar und konstruktiv angesehen.
Kromm tritt als parteiloser Kandidat an und möchte auch keiner Partei beitreten. Nach seinem Verständnis kann eine parteipolitisch ungebundene Person das Amt eines Bürgermeisters erfolgreicher ausüben als jemand, der in eine Partei eingebunden ist. Nur so könne man parteiübergreifend wirken und alle Fraktionen gleich behandeln. Seine Nominierung durch die CDU liege lediglich daran, dass ihn nur die CDU gefragt hätte. Er wäre auch bereit gewesen für eine andere Partei zu kandidieren. Für eine Amtsführung sieht er sich durch seine Ausbildung zum Diplom Verwaltungswirt gut gerüstet. Zu den Inhalten dieses Studiengangs zählt auch die Personalführung öffentlicher Institutionen und das Verwaltungsrecht. „Besonders in diesen beiden Fachgebieten liegt bei der Reiskirchener Gemeindeverwaltung einiges im Argen.“, war die einhellige Meinung der Grünen.
Eine vollkommene Übereinstimmung zwischen Grünen und Kromm gibt es in der Auffassung der Bürgerbeteiligung. Für ihn wäre es selbstverständlich zu jeder Gemeindevertretersitzung eine Bürgerfragestunde einzurichten. „Das ist ein altes Anliegen der Reiskirchener Grünen.“, stellt Dr. Rolf Tobisch dazu fest, „ Es ist nicht einzusehen, warum sich alle anderen Parteien in Reiskirchen seit Jahren erfolgreich dagegen sträuben.“ Auch würde Kromm wenigstens einmal im Jahr eine Bürgerversammlung abhalten. „Mann muss die Meinung der Bürger einholen und darf keine Angst vor ihnen haben um in deren Sinn handeln zu können“, ist seine Einstellung, was ebenfalls deckungsgleich mit der grünen Meinung ist. Als eine weitere Bürgerbeteiligung möchte Kromm die Agenda-Gruppen wieder aufleben lassen, die vor vier Jahren in Reiskirchen wegen Desinteresse der Reiskirchener politischen Führung eingeschlafen sind. Aufgrund des demographischen Wandels ist für Kromm ein Seniorenbeirat ein absolutes Muss. Die kürzlich durchgeführte Umfrage zum „Seniorenbeirat“ ist für Kromm wie auch für die Grünen ein eindeutiger Beleg für dessen Bedarf. In dieser Hinsicht hatten die Grünen den Eindruck, dass Kromm dieses auch ernst meint und nicht nur aus populistischen Gründen sagt, wie es im letzten Bürgermeisterwahlkampf geschah.
Wegen der anstehenden Energiewende ist für Kromm ein Energiebeirat ebenfalls eine sinnvolle Einrichtung. Nach seiner Meinung ist es sträflicher Leichtsinn, wenn man die Sachkompetenz der Bürger, die in Reiskirchen zweifelsfrei auch vorhanden ist, nicht nutze. Über die Vorstellungen der Grünen hinaus möchte Kromm noch einen Präventionsbeirat einrichten, wie es bisher erfolgreich in Gießen, Lich, Butzbach und Karben geschehen ist. In diesem Gremium sollen Vorschläge zur Verminderung der Kriminalität ausgearbeitet werden. Besonders soll aktiv der Jugendkriminalität vorgebeugt, die Kriminalität gegen ältere Menschen gemindert und die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht werden. Auch zeigte sich Kromm gegenüber einem Bürgerhaushalt aufgeschlossen. Dabei können die Bürger direkten Einfluss auf die Ausgabenpolitik der Gemeinde nehmen.
Ungefragt sprach Kromm noch eine über 20 Jahre alte Forderung der Grünen zu einem Bahnhaltepunkt Lindenstruth an. Wegen der 1000 Einwohner, der Firma Weiss und der steigenden Spritpreise sieht er dort Handlungsbedarf. Erfreulich fanden die Grünen zudem, dass sich Kromm eindeutig gegen Gentechnik aussprach und die Kernidee einer gentechnisch freien Zone in Reiskirchen befürwortete. Dadurch könnte ein Zeichen zur Ablehnung der Gentechnik gesetzt werden. Zum Abschluss fragte Fabian Durst, warum Kromm mit seinen Ansichten nicht Mitglied bei Bündnis 90 / Die Grünen wäre. „Dann würde ich ja meine parteiliche Unabhängigkeit verlieren.“, war die Antwort darauf.
Die Reiskirchener Grünen sprechen sich eindeutig für einen Windpark in der Nähe von Bersrod aus, wenn die Voraussetzungen für einen rentablen Betrieb gegeben sind und der Naturschutz entsprechend berücksichtigt wird. „Die Skepsis hierzulande gegenüber Windräder kann ich überhaupt nicht verstehen.“, meint Christian Lütje dazu, „In meiner ursprünglichen Heimat im Norden Deutschlands gehören Windräder heute zum üblichen Erscheinungsbild und niemand regt sich mehr auf.“ Man könne nicht für einen Atomausstieg sein und die fossilen Energieträger schonen wollen und in Reiskirchen nach dem St. Florians-Prinzip verfahren.
Dr. Rolf Tobisch berichtete auf der Fraktionssitzung, dass es bisher noch ungewiss sei, ob der Windpark mit dem Naturschutzrecht vereinbar ist. Durch wissenschaftliche Untersuchungen wurden negative Auswirkungen von Windrädern auf einige Vogel- und Fledermausarten festgestellt. Diese Effekte müssen für den Windpark Bersod ausgeschlossen sein, damit die Grünen einer weiteren Planung zuzustimmen. Ebenfalls sei klar, dass besonders während der Bauphase das Wild in dem betroffenen Waldstück gestört werde. In dieser Hinsicht halten die Grünen eine Einigung mit der Jagdgenossenschaft für möglich.
Ebenfalls sind sich die Grünen der Belästigung durch Lärm und Schattenschlag bewusst. Wegen des großen Abstands zur Wohnbebauung wird sich nach Meinung der Grünen die Belästigung in Bersrod in zumutbaren Grenzen halten. Es sei kein Vergleich im Verhältnis zu einem Straßenneubau.
Bisher läge auch noch keine konkrete Kosten-Nutzen-Rechnung vor, aus der man einen eindeutigen Gewinn durch die Anlage ableiten könnte. Der Standort in Bersrod sei der windstärkste im Gemeindegebiet wo eine solche Anlage möglich ist. Man habe aber noch keine Gewissheit, ob der Wind auch wirklich kräftig genug blase. Auch sei es bisher noch vollkommen unklar, wo die erzeugte Energie in das Stromnetz eingespeist werden soll, wusste der Bürgermeisterkandidat Bernd Debust zu berichten. Er nahm als Gast an der öffentlichen Sitzung teil. Durch eine lange Einspeiseleitung könnten so hohe Kosten entstehen, die jeglichen Gewinn zunichte machten. Der Einspeisepunkt müsste immerhin 12 MW Leistung aufnehmen können. Dafür wären die bisher bestehenden Leitungen nicht ausgelegt.
Eine weitere Bedingung für ein positives Votum der Grünen ist, dass sich vorrangig Reiskirchener Bürger an der Anlage beteiligen können. „Wir wollen nicht, dass ein Finanzakrobat, den niemand kennt und der nur auf seinen Gewinn aus ist, in Reiskirchen sein Geld investiert!“, meint Tobisch dazu. Es sollen die Reiskirchener Einwohner den Nutzen davon haben. Dazu gibt es zahlreiche unterschiedliche Geschäftsmodelle. Eine Variante wäre, dass eine klassische Genossenschaft gegründet würde, die den Windpark vollständig in Eigenregie betreiben würde. Eine weitere wäre, dass Hessenenergie eine Gesellschaft speziell für diesen Windpark gründet, an der sich vorrangig die heimische Bevölkerung beteiligen kann. Tatsache ist, für die Reiskirchener Grünen gibt es ohne Bürgerbeteiligung in Bersrod keine Windräder.
Zusätzlich spricht für einen Windpark Bersrod die in den letzten Jahren chronisch klamme Gemeindekasse Reiskirchens. Durch den Betrieb von Windrädern würden erhebliche Einnahmen an Gewerbesteuern anfallen. Zusätzlich könnte die Kommune an dem vorgesehenen Standort die Flächen verpachten, was ebenfalls für einen konstanten Geldfluss für die nächsten Jahrzehnte sorgen würde. Als Fazit fasst Tobisch zusammen: „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen sind die Reiskirchener Grünen uneingeschränkt für den Windpark Bersrod.“