Landkreis Gießen/Lich. Die Stadt Lich und der Landkreis Gießen stehen kurz vor dem Abschluss einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung mit Pilotcharakter. Damit soll die Modernisierung der Schullandschaft der Stadt unterstützt werden. Stimmen die Licher Stadtverordneten und die Mitglieder des Kreistages im Februar zu, werden in Zukunft sämtliche Schulgrundstücke, die der Landkreis in Lich nicht mehr benötigt, mit Hilfe der Stadt Lich zu Bau- oder Gewerbegebieten. Der Magistrat der Stadt Lich und der Kreisausschuss als leitendes Organ der Kreisverwaltung haben der Vereinbarung bereits zugestimmt.
„Dadurch sind wir in der Lage, die Grundstücke zu verkaufen“, sagt Schuldezernentin Dr. Christiane Schmahl. Für beide Seiten hätte die Vereinbarung nur Vorteile. Der Landkreis kann dadurch Gelände zu marktüblichen Preisen verkaufen und garantiert im Gegenzug dafür, den Erlös komplett in die Schulinvestitionen in der Stadt Lich fließen zu lassen. Der gesamte Gewinn kommt dem Schulstandort Lich zu Gute. „Wir haben ein hohes Interesse, dass die bestehenden Schulen in unserer Stadt zeitgemäß und funktional ausgestattet sind“, sagt Bürgermeister Bernd Klein. Dieses Ziel finde sich auch in dem städtischen Leitbild aus dem Jahre 2009 wieder. „Wir wollen nicht nur gegenüber dem Schulträger Forderungen stellen, sondern mit dieser Vereinbarung mithelfen, finanzielle Mittel zu beschaffen“, sagt er weiter und ergänzt: „Für beide Seiten entsteht hiermit eine Win-Win-Situation.“ Christiane Schmahl sieht in der Vereinbarung sogar ein Modell für eine künftige Vorgehensweise: „Das ist ein Vorbild auch für andere Gemeinden.“
Hinter den Überlegungen zu Grundstücksverkäufen steht eine notwendige Modernisierung der Licher Schullandschaft. Der marode Komplex der Erich-Kästner-Schule wird vom Landkreis Gießen abgerissen und ein Neubau errichtet. Dieser wird den Anforderungen modernster Pädagogik entsprechen und eine ganztägige Betreuung der bislang 250 Kinder ermöglichen. Da die Bevölkerung in der Kernstadt Lich stetig wächst, wird die Schule auch langfristig über stabile Schülerzahlen verfügen.
Der Neubau der Erich-Kästner-Schule soll in den Herbstferien zunächst mit dem Umzug der Schüler und Schülerinnen auf das Schulgelände in der Jahnstraße starten, auf dem sich auch die Selma-Lagerlöf-Schule befindet. Deren bestehende Klassen werden bis zur Klasse 4 dort fortgeführt, neue Klassen werden nicht mehr gebildet sowie die Erstklässler auf die Erich-Kästner-Schule und die Grundschule Langsdorf verteilt.
Der Beginn der Baumaßnahmen für die Erich-Kästner-Schule ist im nächsten Winter mit dem Abriss des alten Gebäudes vorgesehen. Nach der voraussichtlichen Fertigstellung des neuen Schulkomplexes in 2014 ziehen die Schüler und Schülerinnen zurück in die Erich-Kästner-Straße. Das 10.000 Quadratmeter große Grundstück in der Jahnstraße kann veräußert werden, ebenso ein Anteil anderer Schulgrundstücke in Lich. In Zeiten einer dramatischen Finanzsituation des Kreises unterstützt der Verkauf den Neubau. „Der Erlös hilft uns sehr bei der Finanzierung“, betont die Schuldezernentin.