An den ersten wärmeren Tagen im Frühjahr kann man Zeuge eines beeindruckenden Schauspiels werden: In der Abenddämmerung ist das erste zaghafte Quaken von Fröschen und Kröten zu hören. Auf den Wanderungen zu ihren Laichgewässern kommen jedoch viele Tiere durch Autos zu Tode, denn oftmals müssen sie vielbefahrene Straßen überqueren. Umweltdezernentin Dr. Christiane Schmahl appelliert daher an alle Autofahrerinnen und Autofahrer, temporäre Straßensperrungen wegen Krötenwanderungen zu tolerieren: „So kann jeder einen wesentlichen Beitrag zum Artenschutz leisten“. Auch dankt sie allen ehrenamtlich Tätigen, die sich alljährlich dafür einsetzen, dass die Amphibien ihre gefährliche Wanderung überleben. Sie stellen Krötenzäune auf, leeren Fangeimer und bringen die Tiere gefahrlos auf die andere Straßenseite. Dabei setzen sich die Helfer und Helferinnen teilweise auch selbst einer Gefahr aus.
Schaffen es die Frösche und Kröten unbeschadet, so laichen sie in kleinen Tümpeln, wassergefüllten Fahrspuren und Senken ab. Dabei treiben tausende etwa zwei Millimeter große Eier im Wasser, aus denen sich Kaulquappen entwickeln. Wer sich etwas Zeit nimmt, kann eine faszinierende Entwicklung mitverfolgen: Zunächst wachsen den Kaulquappen Hinterbeine, danach die Vorderbeine während der Schwanz im selben Zeitraum kleiner wird.
„Als wechselwarme Tiere sind Amphibien stark von äußeren Bedingungen abhängig. Wir befürchten, dass sie erste Opfer der Erderwärmung werden“, erklärt Dr. Hannelore Steul vom Fachdienst Naturschutz. Den Tieren setzen verlängerte Trockenperioden und hohe Temperaturen zu, UV-Strahlung schädigt den Laich und Schadstoffe schwächen ihr Immunsystem. Außerdem schränken Siedlungs- und Straßenbau den Lebensraum für Amphibien ein. „Daher sind Maßnahmen, wie der Erhalt oder die Neuschaffung von Tümpeln, Feucht- und Überschwemmungs-gebieten wichtig, um die Amphibienpopulation auf Kreisebene zu stärken und zu vermehren“, so Steul. Dieses Ziel verfolgt auch ein Amphibienschutz-Projekt des NABU, „Ein König sucht sein Reich“, das im Landkreis Gießen erfolgreich praktiziert wird.