GARBENTEICH – (jüs). „Für uns ist es wichtig, dass in Wiesbaden registriert wird, was hier vor Ort ist, auch wenn die Meinungen sehr konträr sind“, sagte die Garbenteicherin Hiltrud „Hillu“ Hofmann, Urgestein der Grünen im Kreistag und ehrenamtliche Kreisbeigeordnete, am Freitag bei der Begrüßung von MdL Eva Goldbach (Die Grünen), die sich in Garbenteich ein Bild vom geplanten Gewerbegebiet machen und mit interessierten Bürgern diskutieren wollte. Eingeladen dazu hatte der Orts- und Kreisverband der Grünen. Vom Treffpunkt in der Licher Straße ging es mit rund 25 Personen zu Fuß zum Gewerbegebiet, wo das umstrittene Outlet geplant ist.
Beim anschließenden Gespräch in den Admonter Stuben betonte die Politikerin: „Es geht hier nicht um eine Investitionsentscheidung, die eine andere Alternative ist, sondern es gibt im Moment eben nur diesen einen Plan und das muss man einmal sehr kritisch sehen.“ Man könne nur Entscheidungen treffen, wenn es Alternativen gäbe. Zum anderen seien Vor- und Nachteile abzuwägen. Die Vorteile seien hier bei den versprochenen Arbeitsplätzen und bei den hohen Gewerbesteuereinnahmen zu sehen. Die Nachteile seien sehr vielfältig, es werde Ackerland versiegelt und es werde ein steigendes Verkehrsaufkommen geben. „Es wird einen sehr heftigen Eingriff in die Natur geben bei der großen Versiegelung von Flächen.“ Die versprochenen Gewerbesteuereinnahmen seien eine völlige unsichere Sache. Es sei kein lokaler Investor, der hier investieren wolle, sondern ein Konzern, der internationale Verflechtungen habe. „Es gibt vielfältige Möglichkeiten, in einem solchen Großunternehmen solche Strukturen zu schaffen, dass man eben nicht an Gewerbestandorten später die Steuern zahlen wird. Alles in allem: sehr viele Unklarheiten, viele Nachteile, ganz abgesehen von den Nachteilen für die Bürger, was es für sie bedeutet – das Gewerbegebiet mit dem ganzen Verkehr, mit Lärmbelästigung, auch mit der Bauzeit. Wie stellen sich die Bürger eigentlich die Entwicklung ihrer Gemeinde vor, ist die ganz wesentliche Frage. Da muss erstmal geklärt werden, was die Bürger wollen. Wir sind hier ganz nahe an der Natur, die auch erhalten werden soll. Das wird noch ein ganz interessanter Prozess und ich sehe sehr viele Nachteile, was dieses geplante Projekt mit sich bringen würde.“
Nach ihrem Kenntnisstand habe die Kommune keine Strategie und kein Leitbild entwickelt. Für den Investor gebe es noch größere Hürden zu bewältigen. Sie wisse aber auch, dass große Firmen und Investoren Instrumente hätten, etwas durchzusetzen. Interessant wäre auch, was der Bauernverband zu diesem landwirtschaftlich genutzten Gebiet sagt. Deutlich wurde gemacht, sollte das Outlet-Center (FOC) nach dem Bürgerentscheid am 19. August nicht kommen, dann gilt trotzdem der gefasste Aufstellungsbeschluss. Für „Hillu“ Hofmann war es sehr wichtig, mit Eva Goldbach ins Gespräch zu kommen, denn die Landtagsabgeordnete ist für den ländlichen Bereich und für den Kreis Gießen zuständig.
An der Diskussionsrunde rege beteiligt waren auch die Vertreter der Bürgerinitiative (BI) Garbenteich, zu denen Prof. Dr. Bernd Smarsly (Vize-Vorsitzender), Karsten Becker und Dr. Rainer Pfaff gehörten. Goldbach sagte ihre Unterstützung beim Kampf gegen das Outlet zu und bat, die Leute im eigenen Ort entsprechend zu sensibilisieren.
Dr. Christiane Schmahl (Erste Kreisbeigeordnete) hob hervor, dass ein Outlet davon lebt, dass Kunden kommen. Es führe keine Autobahn von Westen und Osten nach Garbenteich, sodass viele Kunden sich über die Straßen durch den Landkreis bewegen müssten. FOC und Internethandel seien der Tod der Geschäfte in und um Gießen sowie ein massiver Einschnitt in das Leben vieler Bürger im Landkreis.
Bericht aus – siehe Original: Gießener Anzeiger, vom 11.05.18
Bilder: Eva Goldbach