Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag des Landkreises Gießen, Christian Zuckermann (Gießen) stärkt die Lumdatal-Grüne-Position pro Lumdatalbahn.
„Aus dem Off meldet sich der Staufenberger Bürgermeister und macht einen Alternativvorschlag zur Nutzung der Bahnstrecke und eröffnet damit eine völlig unnötige neue Debatte, die dem bereits weit fortgeschrittenen Prozess alles andere als dienlich ist.“
Schon seit vielen Jahren, so Zuckermann, streben die Grünen im Landkreis die Nutzung eines
gleisbasierten öffentlichen Nahverkehrs wie der Horlofftalbahn oder der Lumdatalbahn an und setzen sich für einen verbesserten ÖPNV im Schienen-Bus-Verbund intensiv ein. Zuckermann hebt hervor, ökologisch und infrastrukturell stellten diese regional angebundenen Bahnen mit Buszubringerkonzepten den derzeit einzig richtigen Weg dar, um die Gemeinden im Lumdatal und Horlofftal zukunftsfähig zu halten.
Susanne Gerschlauer (Staufenberg), für die Kreisgrünen im Parlament des Landkreises, zeigt sich daher überrascht von dem Vorstoß des Staufenberger Bürgermeisters Peter Gefeller, die Bahngleise abbauen zu lassen und die Trasse für einen Busverkehr zu asphaltieren. Geeignete Straßen, auf denen Busse fahren können, stünden im Lumdatal ausreichend zur Verfügung. Die kreative Überlegung für eine E-Bus-Nutzung sei grundsätzlich begrüßenswert und als ökologisch orientierte Ergänzung zur Lumdatalbahn auf dem schon bestehenden Straßennetz gut vorstellbar. Auch sieht Gerschlauer hier Potential durch den Aufbau schneller Strecken durch wenige, ausgesuchte E-Bus-Haltepunkte parallel zu kleinteiligeren Einheiten. Auf die intelligente Vernetzung von Bahn, Bus und Individualverkehr baut aus ihrer Sicht ein modernes Verkehrskonzept auf. Gerschlauer bringt zudem alternative Antriebe für einen zeitgemäßen Bahnbetrieb ins Spiel. Schon heute fahren ökologisch verträglichere, wasserstoffbetriebene Loks in Norddeutschland, die als attraktive Alternative für den bisherigen Dieselantrieb in Frage kämen. Deshalb könne man eben beim Bahnverkehr von einer veralteten Technik sprechen.
Zuckermann benennt weitere Aspekte, die den Vorteilen aus Gefellers Sicht entgegenstehen. Während die Betriebskosten bei einer Bahnreaktivierung nicht die Kommunen treffen würden, läge die Straßenbaulast und Verkehrssicherung nach der Umwidmung dann vermutlich dauerhaft beim Landkreis. auch müsse die Ladeinfrastruktur finanziert und betrieben werden.
Die Bahntrasse ist für eingleisigen Betrieb mit der Spurweite von 1,40 m ausgelegt. Hier dürfte für alle Beteiligten ersichtlich sein, dass der Platzbedarf für einen Bus (bis 2,50 m breit) höher ist und es mit einer einfachen Asphaltierung nicht getan sein wird. In diesem Zusammenhang können den finanziellen Einsparungen bzw. geringeren Kosten im Vergleich zur Streckenertüchtigung für die Bahn bei den von Gefeller benannten 7,2 Millionen Euro allenfalls grobe Schätzungen zugrunde liegen. Auch die These vom geringeren Gewicht des Busses und dadurch einzusparende Brückensanierungen kann Zuckermann nicht folgen. Selbstverständlich müssen auch bei einer Asphaltierung alle Brücken saniert und sogar noch zusätzlich mit Sicherungstechnik und Leitplanken ausgestattet werden.
Die angebliche Flexibilität kann Zuckermann nicht erkennen: „Warum soll ein Schnellbus gerade in Staufenberg die Trasse verlassen um im Anschluss durch die Ortschaften zu fahren um die Schule anzudienen? Ein Haltepunkt Lollar Nord, wie bei der Bahnreaktivierung geplant, bedeutet wenige hundert Meter Fußweg zur Schule.“
Abschließend bewerten die GRÜNEN die technische Machbarkeit und den erforderlichen Investitionsbedarf für ein E-Bus-Konzept als völlig unklar. Zu berücksichtigen sei auch die geringere Kapazität eines Busses im Vergleich zum Zug in den Spitzenzeiten.
Fraktionsvorsitzender Zuckermann zieht daher das Fazit: „Für die Grünen stellt ein E-Bus-Konzept daher derzeit keine sinnvolle Alternative zur Reaktivierung der Lumdatalbahn dar!“