-Die Grüne Landratskandidatin Kerstin Gromes und Bundestagskandidat Behzad Borhani besuchten das Arzneimittelvertriebsunternehmen NOWEDA am Standort Langgöns.-
21.09.2021 Noweda Apothekergenossenschaft eG
Besuch NOWEDA-Standort Langgöns – Kerstin Gromes und Behzad Borhani
Die Grüne Landratskandidatin Kerstin Gromes und Bundestagskandidat Behzad Borhani besuchten das pharmazeutische Großhandelsunternehmen NOWEDA am Standort Langgöns.
Mit Betriebsleiter Guido Ihlbrock und Vertriebsleiter Martin Sondermann tauschten sich die Kandidat:innen über die Arbeit, Herausforderungen und Organisation des Betriebs aus. Themen waren unter anderem die Corona-Impfstofflogistik, das 2011 in Kraft getretene Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG), die Nutzung erneuerbarer Energien, aber auch der Umgang mit Mitarbeitenden und der Mindestlohn.
Die Noweda Apotherkgenossenschaft hat 20 Betriebsstätten in ganz Deutschland mit rund 2 900 Mitarbeitenden. Am Standort Langgöns, der 2007 eröffnet wurde, arbeiten über 200 Menschen. Über 9000 Apothekerinnen und Apotheker sind Mitglieder der Genossenschaft. Die Organisationsform Genossenschaft hebt Noweda von anderen Pharmagroßhändlern, die größtenteils als Kapitalgesellschaften firmieren, ab.
Die Corona-Krise hat das Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. So stieg die Nachfrage nach Hygieneprodukten – wie Masken und Desinfektionsmittel – sehr stark an, was zu enormer Preissteigerung, auch für Großhändler, führte. Jetzt, wo die Lieferengpässe beseitigt sind, laufen viele Produkte Gefahr nicht mehr verkauft werden zu können, beispielsweise durch Ablauf von Haltbarkeitsdaten. Auch für den Vertrieb der neuen Impfstoffe musste sich Noweda rüsten, unter anderem durch Anschaffung zusätzlicher Kühlgeräte.
Bundestagskandidat Behzad Borhani erkundigt sich, welche Bereiche aus Sicht des Pharmagroßhändlers seitens der Politik verbessert oder geändert werden müssten.
Den Handel von Medikamenten durch Versandapotheken betrachten Ihlbrock und Sondermann besonders kritisch. Pharmazeutische Großhändler müssen etwa eine einen temperaturgeführten, GDP-konformen Transport in die Apotheken sicherstellen. Das machte unter anderem die Anschaffung entsprechend ausgerüsteter Fahrzeuge zwingend erforderlich. Der Arzniemittelversandhandel mit Sitz im EU-Ausland unterliegt diesen strengen Regelungen nicht und kann daher – ohne Sicherstellung der Arzneimittelqualität – über Paketdienste versenden.. Insgesamt genieße der Versandhandel relativ viele Vorteile bei im insgesamt wenig Pflichten. Durch dieses Modell könne die Preisgestaltung auch nicht wettbewerbsgerecht sein.
„Grundsätzlich erbringen Vor-Ort-Apotheken deutlich mehr Leistungen als der Versandhandel“, erklärt Sondermann. „Unter anderem sichern sie durch ein Notdienstkonzept die Versorgung mit Arzneimitteln rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr, bieten ein niedrigschwelliges Beratungsangebot vor Ort, beschaffen Arzneimittel innerhalb weniger Stunden oder organisieren im Falle von Lieferengpässen in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eine Alternative. Diese und viele andere Leistungen, dazu zählt z. B. auch die Abgabe von Betäubungsmitteln etwa für Schmerzpatienten oder palliativ Erkrankte, erbringt der Versandhandel nicht. Oftmals ist es für ihn schlichtweg wirtschaftlich unattraktiv.“
„Arzneipolitik muss auch auf EU-Ebene einheitlich geregelt werden“, ergänzt Borhani. Allein unterschiedliche Steuersätze innerhalb der EU können zu Wettbewerbsverzerrungen führen, davon profitieren die Versandapotheken mit Sitz im Ausland. Borhani wirft ein, dass das AMNO-Gesetz grundsätzlich reformiert werden müsse, dafür werden sich die Grünen einsetzen.
Betriebsleiter Ihlbrock und Vertriebsleiter Sondermann berichten über die Personalpolitik im Unternehmen. So bietet Noweda den Mitarbeitenden eine Mitgliedschaft in der Mitarbeiter-Genossenschaft und somit eine direkte Beteiligung am Unternehmen. Zusätzlich ermöglicht das Unternehmen eine kostenlose Mitgliedschaft in der „NOWEDA-Familiengenossenschaft“, die Menschen in besonders herausfordernden Lebenssituationen zur Seite steht und etwa bei der Organisation von Kinder- oder Angehörigenbetreuung unterstützt. Die Bezahlung der Mitarbeitenden geht laut dem Unternehmen über den geforderten Mindestlohn von 12 Euro hinaus. Das Unternehmen ist an die Tarifverträge des Groß- und Außenhandels gebunden. Die Subunternehmen, die für die Lieferung der Arzneimittel an die Apotheken engagiert sind, verpflichtet Noweda vertraglich zur Einhaltung des Mindestlohns und der Arbeitnehmerschutzgesetze.
Die Standorte klimaneutral mit Strom versorgen sei ein großer Wunsch, berichtet Ihlbrock. Dort wo neue Betriebsstätten errichtet oder umgebaut werden, werden immer auch Photovoltaikanlagen auf dem Dach installiert. Der Strombedarf des Unternehmens ist hoch, da beispielsweise viele Medikamente gekühlt gelagert werden müssen. Auch ist perspektivisch eine Umrüstung der Lieferfahrzeuge, die durch Subunternehmen betrieben werden, auf E-Mobilität wünschenswert. Das ist derzeit bei diesem Bedarf nicht möglich. „Der Strom mit dem E-Fahrzeuge betrieben werden, sollte selbstverständlich auch klimaneutral sein“, betont Betriebsleiter Ihlbrock.
Das Engagement zur verstärkten Nutzung von Photovoltaikanlagen ist nicht für alle Logistiker selbstverständlich. „Zum Beispiel hat das neu errichtete Logistikzentrum in Lich eine riesige ungenutzte Dachfläche, dort kann aufgrund der Statik keine Photovoltaikanlage errichtet werden. Das muss sich ändern und bereits bei der Planung von Bauten verpflichtend berücksichtigt werden. Gerade bei großen gewerblichen Neubauten muss die Dachfläche genutzt werden“, erläutert Kerstin Gromes.
Bei der anschließenden Betriebsführung zeigten Martin Sondermann und Guido Ihlbrock Gromes und Borhani die Logistikhalle des Unternehmens und erläuterten die Abläufe und das Lagersystem.