Betrachtet man die Verteilung des Gesamtenergiebedarfes hierzulande, so lässt sich mit Annäherung feststellen, dass die Primärenergieträger zu 50% in die Wärmeerzeugung, zu 25% in den Verkehr und zu 25% in die Elektrizitätserzeugung einfließen. Um einem wirkungsvollen Effekt des Klimaschutzes über die Energiewende von fossilem hin zu erneuerbaren Energieträger zu erreichen, darf der Fokus nicht allein auf die Stromerzeugung gerichtet bleiben. Vielmehr ist zwingend notwendig, den Sektor der Wärmeerzeugung als größter Verbraucher in die Energiewende-Strategie einzubeziehen. Die regionale Dimension der bestehenden Problematik wird deutlich wenn die Tatsache in Betracht gezogen wird, dass, laut aktuellen Studien, die Einzelfeuerungen der privaten Haushalte im Landkreis Gießen zu 95% mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.
Als Modellregion für erneuerbare Energien hat sich der Landkreis Gießen das Ziel gesetzt die Energiewende tatkräftig zu unterstützen. Dazu sollen Modelle, Initiativen und Projekte im Rahmen eines integrierten Klimaschutzkonzeptes entwickelt und unterstützt werden.
In der Sitzung des Kreistagausschusses für Arbeit, Wirtschaft, Kreisentwicklung, Energie und Verkehr (AWKEV) am 23. September standen zu dieser Thematik 2 Punkte auf der Tagesordnung: das Modellprojekt „Wärmeoasen“ und die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Gelände der kreiseigenen Deponie Gießen-Allendorf.
Wärmeoasen
Im Ausschuss wurde das in Zusammenarbeit mit der THM und SWG entwickelte Modellprojekt „Wärmeoasen“ vorgestellt. In diesem Projekt findet eine fiktive Musterkommune mit 8000 Einwohnern Betrachtung. Es wurden mit Bezug auf den Bedarf von primären Energieträgern zur Wärmeerzeugung der Haushalte verschiedene Modelle der klimafreundlichen Umstellung entwickelt. Diese wurden in Hinsicht auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben betrachtet und bezüglich Einsatz der Primärenergieträgerarten und -mengen, Energieeinsparung, CO2-Minderung und Feinstaubemission bilanziert. Hierbei wurde beispielsweise festgestellt, dass Holz als CO2-neutraler Haupt-Energieträger bei Einzelfeuerungen durch unzureichende Effizienz der Einzelfeuerstätten und durch die erhebliche Feinstaubemission nicht die Zielvorgaben erfüllen könne. Ganz anders stelle sich die Gesamtbilanz dar, wenn die Wärmeenergieerzeugung im Rahmen eines von einem über Kraftwärmekopplung betriebenen Blockheizkraftwerkes erfolge. Dieser könne die Haushalte über einen Nahwärmenetz versorgen. Hierbei würde nicht nur über 90% des Wärmebedarfes gedeckt, sondern die Gesamtenergiebilanz erheblich dadurch verbessert, dass gleichzeitig nahezu der gesamte Strombedarf der Haushalte erzeugt und gedeckt wäre. Mit diesem Modell würde, laut Aussage des Referenten, Herrn Matthias Funck (Stadtwerke Gießen), sogar unter Verwendung von konventionellen Primär-Energieträger durch die effizientere Energieumsetzung eine 60%-ige CO2-Minderung erreicht. In Folge soll dieses Modell den Landkreiskommunen vorgestellt und mögliche Partner für eine mögliche Projektumsetzung gefunden werden.
Photovoltaik
Als weiterer Punk wurde das Vorhaben der Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf einer Teilfläche der Deponie Gießen-Allendorf erörtert. Hierzu war ein Prüfgutachten im Auftrag gegeben worden. Das Gutachten ergäbe, dass aufgrund der dünnen Deckschicht der Deponie ein erheblicher rekonstruktiver Aufwand nötig wäre um die Tragfähigkeit für die Photovoltaikanlage zu erreichen. Dadurch würde die Wirtschaftlichkeitsprüfung negativ ausfallen, wenn der Ertrag nur über die Einspeisevergütung ins Stromnetz erfolgen würde. Alternativ würde sich die Anlage tragen, wenn der Strom im Eigenverbrauch genutzt würde. Beispielsweise könne der sich in der Nachbarschaft befindliche Gewerbepark Dutenhofen als Abnehmer fungieren. Aktuelle Gespräche dazu würden positiv und vielversprechend verlaufen.
Die Sitzung des AWKEV fand am 23. September 2014 statt. Hier finden Sie weitere Unterlagen: KLICK