In diesen Tagen hat sich die Koalition aus SPD, Bündnis90/GRÜNE und die Freien Wähler unter der Vorbereitung von Christian Zuckermann (Fraktionsvorsitzender GRÜNE) über das Angebot des Vereins für Jugendfürsorge vor Ort auf dem Gelände der Leppermühle informiert .
Der Verein für Jugendfürsorge ist Träger der Martin-Luther-Schule und der daran angeschlossenen stationären Jugendhilfeeinrichtungen. Die Leistungsvereinbarung zwischen Landkreis und dem Verein soll bis zum Sommer 2018 neu ausgehandelt werden. Grund genug für die Koalition, sich mit den Besonderheiten dieser Einrichtungen vor Ort vertraut zu machen.
Willi Rommelspacher (Einrichtungsleiter) hat gemeinsam mit Dr. Katharina Müller (ärztliche Leitung) und Peter Heydt (Vereinsleitung) sehr anschaulich über die Vereinsstrukturen berichtet sowie die Besonderheiten der Leppermühle und der Martin-Luther-Schule aufgezeigt.
Die Martin-Luther Schule sowie das stationäre Wohnangebot ist auf die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen spezialisiert. In Buseck sowie an drei Außenstellen besuchen etwa 250 Schülerinnen und Schüler die Grund-, Haupt- und Realschulklassen, insgesamt leben ca. 350 Jugendliche in den Heimeinrichtungen.
„Unsere Kinder leiden meist nicht nur an einer psychischen Erkrankung. Häufig liegen Zweit- oder Mehrfacherkrankungen vor, was spezielle Schul- und Wohnkonzepte für diese Kinder erfordert“, erklärte Willy Rommelspacher. Dazu zählen beispielsweise individuelle Förderpläne, das langsame Heranführen an Lernprozesse und die Verlängerung der Abschlussklasse, so dass der Schulabschluss in zwei statt in einem Jahr erworben werden kann. Ergänzt wird das Angebot durch ein mehrstufiges, individuell angepasstes Wohnkonzept, angefangen bei den Intensivwohngruppen über die Außenwohngruppen bis zum betreuten Wohnen. „Man muss bedenken, dass die Kinder, die zu uns kommen, häufig schon einen langen und frustrierenden Leidensweg hinter sich haben. Aufgrund ihrer Erkrankung stellt der normale Schul- und Lebensalltag eine Überforderung für sie dar. Die meisten Kinder haben Mobbingerfahrungen und gescheiterte Wiedereingliederungsversuche hinter sich. All das gilt es hier aufzuarbeiten und Rückfälle zu vermeiden“, so Rommelspacher weiter.
Christian Zuckermann würdigte im Namen der Grünen Kreistagsfraktion die Arbeit an der Leppermühle und sprach sie für eine bedarfsgerechte Finanzierung im Rahmen der neuen Leistungsvereinbarung aus: „Besonders wenn Einrichtungen durch Spezialisierung und Angebot nicht mit klassischen Jugendhilfeeinrichtungen vergleichbar sind, muss sich das auch in der Sicherstellung der Finanzierung wiederspiegeln. So hat besonders das individuell auf das Klientel der psychiatrisch erkrankten abgestimmte ganzheitliche Konzept mit Wohnversorgung, Beschulung, ärztlich/ therapeutischer und pädagogischer Begleitung, dem arbeitstherapeutischen Bereich sowie die freizeitpädagogischen und weiteren therapiegestützten Angebote überzeugt.“
Annette Bergen-Krause (SPD-Fraktion) machte darüber hinaus deutlich, wie wichtig für die politisch Verantwortlichen dieses Gespräch war. „Wir sind froh, dass uns die Einrichtungsleitung so umfassend ins Bild gesetzt hat. Das erleichtert uns die Entscheidungsfindung und trägt dazu bei, dass die Leistungsvereinbarung allen Beteiligten im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten gerecht wird. Wir sind uns der Verantwortung, die wir gegenüber diesen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben bewusst und wollen deshalb keine Entscheidungen, ohne das direkte Gespräch gesucht zu haben, treffen.“