Immer mehr Schulen sehen sich durch den Demographischen Wandel vor neue Herausforderungen gestellt. Immer kleinere Jahrgänge zwingen dazu, sich mit Alternativen zum klassischen Unterricht auseinanderzusetzen. Mitglieder der Grünen Kreistagsfraktion haben sich deswegen vergangene Woche in Hungen-Obbornhofen in der Jenaplanschule über ein bereits existierendes Konzept informiert.
Die reformpädagogische Schule orientiert sich an Peter Petersens Jenaplan und integriert Ansätze von Montessori und Freinet, wobei die individuellen Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt stehen. Durch die Jahrgansübergreifenden Gruppen erfahren die Kinder soziales Lernen in der Gemeinschaft. Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gehören dabei zu den täglichen Erfahrungen in der Gruppe. Dies könnte auch für andere Schulen im Landkreis eine Möglichkeit sein, zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln. Wie Dr. Christiane Schmahl, die als grüne Schuldezernentin die Kreistagsfraktion begleitete, anmerkte, zeichnet sich die Notwendigkeit zu jahrgangsübergreifendem Unterricht auch in anderen Kreiskommunen ab. „Die Jenaplanschule in Hungen-Obbornhofen kann hierbei eine Orientierung bieten für das, was möglich ist,“ sagte Edith Nürnberger und fügte hinzu: „Natürlich soll ein solches Konzept keiner Schule aufgezwungen werden, aber die Möglichkeit von einem gut funktionierenden Konzept zu lernen, sollte man sich nicht nehmen lassen.“
Wie Schulleiter Günter Pohl berichtete, hat die Jenaplanschule bereits seit siebzehn Jahren Erfahrung mit dem flexiblen Schulanfang, der Aufnahme fünfjähriger Kinder. Dadurch können besonders begabte Schülerinnen und Schüler genauso wie Kinder mit Entwicklungsverzögerung früher in die Schule aufgenommen und individuell gefördert werden. Dabei ist es möglich, die Kinder zum 1. Februar oder zum 1. August einzuschulen.
Der projektorientierte Unterricht bietet den Kindern zudem die Möglichkeit, ihre Arbeiten vierteljährlich in Abschlussfeiern vorzustellen. Die jeweiligen Feste bieten die Möglichkeit, musisch-ästhetische Erfahrungen zu sammeln und stärken das Selbstbewusstsein der Kinder.
Seit fast zwanzig Jahren kann die Schule gemeinsam mit dem Elternverein eine zuverlässige Ganztagesbetreuung von 7.00 bis 17:00 anbieten. Die Ganztageskoordinatorin der Schule, Mira Bantke, erläuterte den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern, dass dabei eng mit dem Lehrpersonal zusammengearbeitet wird und die Betreuung durch den Elternverein auch in der zweiten Hälfte der Sommerferien ganztags angeboten werden kann. „Solche engagierte Ganztagesbetreuungsangebote in Zusammenarbeit von Eltern, Vereinen und Lehrkörper wünschen wir uns für alle Schulen im Kreis,“ sagte Hiltrud Hofmann bei der Besichtigung der Räume im Dorfgemeinschaftshaus gegenüber der Schule.
Durch die Unterstützung des Elternvereins können neben der Betreuung auch weitere Angebote gemacht werden. Dazu zählen die Schulbibliothek, Arbeitsgemeinschaften und Kurse am Nachmittag, die Bereitstellung eines eigenen Schulbusses, sowie eine tolle Gestaltung des Schulhofes, wodurch Schule zu einem gelebten Miteinander von Kindern, Eltern und Lehrerinnen und Lehrern wird. Die Mitglieder der Grünen Kreistagsfraktion sehen in einem solchen umfassenden Ganztagesschulkonzept eine Orientierungsmöglichkeit für andere Schulen, da der jahrgansübergreifende Unterricht Schulschließungen verhindern kann und besonders der flexible Schulanfang eine hervorragende Möglichkeit zur individuellen Förderung der Kinder leistet.
Ausgesprochen gelungen ist für die grüne Kreistagsfraktion auch der neue Anbau aus dem Jahr 2010, der durch Farbgebung und Gestaltung der Außenfassade bestens mit dem alten, unter Denkmalschutz stehenden Schulgebäude harmoniert. Das mit Blumen und Gräsern bepflanzte Flachdach des Neubaus zeigt zudem besonders schön, wie gut sich begrünte Dachflächen in Architektur einbinden lassen.