Der Stadtverband Grünberg von „Bündnis 90/DIE GRÜNEN“ hatte eingeladen zur Ortsbegehung in Queckborn.
Ortsvorsteher Wilhelm Zoll konnte an der Mehrzweckhalle 20 Interessierte begrüßen, darunter 4 weitere Ortsbeiratsmitglieder.
Zum Ende der Legislaturperiode sollten in Form einer Begehung die Arbeitsergebnisse des Gremiums an 6 örtlichen Schwerpunkten erläutert werden:
Die Pläne für die Neugestaltung von Eingangsbereich und Vorplatz der Mehrzweckhalle, inkl. Begrünung, Sitz-Elemente und E-Ladestation, sowie der Zufahrtsbereich zum Feuerwehr-Gebäude und der neue Alarm-Parkplatz auf dessen Rückseite, waren ausgehängt und konnten begutachtet werden. Letzte Gespräche und Abstimmungen wegen Größe und Abstände sind noch im Gange.
Die Finanzierung soll lt. Bürgermeister über die „Hessen-Kasse“ erfolgen, wobei 90% der Mittel vom Land bereit gestellt werden, bei 10% städtischem Anteil.
Die 40 neuen Stellplätze, die 2017 zwischen Kindergarten und altem Sportplatz gebaut wurden, werden dadurch an Bedeutung und Auslastung gewinnen.
2017 wurde auch die Bestuhlung und die Thekenanlage der Mehrzweckhalle erneuert.
Die notwendige Erneuerung der Bühnenbeleuchtung und das öffentliche WLAN steht an und beide Maßnahmen werden in Kürze angegangen.
Weiter führte der Weg durch die Licher Straße und die Rittergasse zum Dorfzentrum. Diverse Veranstaltungen beleben das alte Gebäude-Ensemble. Ob der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr wieder organisiert werden kann (er findet im jährlichen Wechsel mit Lauter statt), wird noch abzuwarten sein wegen Corona. Der Jugendraum im Dorfzentrum wird gut genutzt, und damit einher gehen Kontakte mit dem Kinder- und Jugendbüro der Stadt.
Das neue Fenster im oberen Bereich des vorderen Gebäudes wurde angesprochen, aber auch Pflaster-Einbrüche im Hofbereich und die ausstehende Behebung eines Wasserschadens, für den zunächst ein Gutachten erstellt werden musste.
In der Bruchgasse muss ein Baum ersetzt werden, der von einem Öl-LKW umgefahren wurde (Versicherungsfall).
Weiter hinten in der Bruchgasse Richtung Schnepfenhain wurde in Gemeinschaftsarbeit des Ortsbeirats ein vernachlässigtes Grundstück geräumt. Hier ist weiterer Handlungsbedarf augenscheinlich.
Auf dem Weg zum Friedhof am Wasserwerk vorbei wurde das speziell für Queckborn wichtige Thema Wasser und Stadtwerke Gießen angesprochen.
Wegen der lange anhaltenden Trockenheit und geringer Grundwasser-Neubildung in den letzten Jahren wurden Messwerte angefragt, jedoch ohne Antwort. Deutlich transparenter geht die OVAG damit um, die z.B. in Lauter im gleichen Umfang Trinkwasser fördert (ca. 3 Mio m³/Jahr) und die Daten ihrer verpflichtend eingerichteten Grundwasser-Messstellen öffentlich zugänglich macht.
Kritisiert wurde ebenfalls der Einsatz von Mäh-Robotern, die im Wasserwerk-Gelände permanent den Rasen kurz halten.
Die Friedhof-Gestaltung mit neuem Memoriam-Garten und Rasengräber als Wahlmöglichkeiten ist gut angekommen, lt. Aussage des Ortsvorstehers und seiner Ortsbeirats-Kolleginnen und -Kollegen.
Anstelle der verdorrten und abgängigen Birken an der Ost-Mauer sollen im Herbst einige junge Bäume (Felsenbirne) gepflanzt werden, um auch optisch den Friedhofbereich wieder einzugrenzen.
Hier, wie auch in vielen anderen Aufgabenfeldern, ist die Zusammenarbeit mit dem Bau- und Servicehof enorm wichtig, um die Maßnahmen umzusetzen. Ein langer Atem ist oft nötig.
So wurden vor kurzem die eingesunkenen Anschlüsse von 2 Gully-Deckeln der Straßen-Entwässerung im unteren Bereich des Kiefernwegs repariert.
Durch das Neubaugebiet führte die Begehung weiter zum Spielplatz.
Die Teilnehmer erkannten sofort was fehlt, stand man doch gerade hier in der prallen Sonne.
Wilhelm Zoll erläuterte, dass die von Eltern und Ortsbeirat lange gewünschte Beschattung demnächst in Form eines Sonnensegels über dem Sandkasten installiert werden soll.
Aus der Teilnehmer-Runde wurde der Vorschlag aufgenommen, für die Zukunft großkronige Bäume als Schattenspender zu pflanzen.
Nach dem Motto: die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren, die zweitbeste ist heute!
Am Eingang der Industriestraße erläutert der Ortsvorsteher, dass das vom Ortsbeirat empfohlene Tempo 30 in den engen Straßen teilweise schon umgesetzt wurde und jetzt die Beschilderung komplettiert wird, nachdem die vorbereitende Dokumentation abgeschlossen ist.
Wir nähern uns dem Bereich des Äschersbach, vorbei am schön angelegten Bethaus der Christlichen Brüdergemeinde, dessen Gelände zum Äschersbach sanft abfällt, und dort mit einem breiten bepflanzten Schutzstreifen endet, wie es der Bebauungsplan vorsieht.
Auf der gegenüber liegenden östlich Straßenseite ist nicht nur der optische Eindruck verbesserungsfähig:
Der ehemalige Holzlagerplatz wurde bis zum Ufer am Bach aufgefüllt, obwohl grundsätzlich an Fließ-Gewässern ein 10 Meter breiter Schutzpuffer besteht. Die Bachparzelle hat dort offiziell eine Breite von ca. 9 Metern und die Überschwemmungsfläche reicht noch darüber hinaus, um bei Hochwasser genügend Retentionsraum zu gewährleisten. Die enormen Auffüllungen bedeuten eine Verengung des Bachlaufs und Beeinträchtigung der Ufervegetation. Sie müssen dringend wieder beseitigt werden.
Am Äschersbach erläuterte Wilhelm Zoll auch die Funktion der neuen Staustufe mit dem Steg aus Metall, von dem aus die Staubretter gefahrlos von oben eingeschoben werden können. Diese zusätzliche Löschwasserversorgung ist im Brandfall notwendig, um den erfolgreichen Einsatz der Feuerwehr im Industriegebiet zu gewährleisten.
Im weiteren Verlauf befinden sich die alten Industrie-Anlagen partiell in einem Aufschwung und eine verbesserte Struktur ist zu erkennen:
Neue Firmen haben sich angesiedelt und breiten sich baulich aus, wie Feinmechanik-Betriebe oder ein Landwirtschafts-Service, aber auch eine Holzverarbeitung/Sägewerk (wie früher). Deren schwere Langholz-Transport-LKW fahren jetzt auch nicht mehr über die dafür ungeeigneten Feldwege.
Die Flüchtlings-Unterkunft im Büro-Gebäude der ehemaligen Firma Jäger ist geschlossen.
Hier waren für einige Zeit maximal 20 Menschen untergebracht. Einige Flüchtlingsfamilien werden, auch in ihren jetzigen Wohnungen, durch die ehrenamtlichen Helfer weiter betreut.
Am Vereinsheim des Obst- und Gartenbau-Vereins konnten die vielen Säulen-Obstbäume am Zaun bewundert werden.
Oberhalb schließt sich der Kirschberg an, wo früher die zahlreichen gemeindeeigenen Kirschbäume versteigert wurden.
Das Gebiet wurde von der Landschaftspflegevereinigung Gießen als ökologisch wertvoller Magerrasen bewertet, mit vielen seltenen Pflanzen, wovon auch diverse Wärme liebende Wildbienen, Schmetterlinge u.a. Insekten profitieren und das vielen Singvögeln Lebensraum gibt. Vor 3 Jahren wurde deshalb ein Pflegeplan für diesen Biotop-Typ erstellt, um die Beweidung der Fläche sicherzustellen und die sich ausbreitenden Kratzbeer-Sträucher und Brombeer-Ranken durch Entbuschungs-Maßnahmen zurückzudrängen. Die Beweidung erfolgt 2 mal im Jahr mittels der durchziehenden 500-köpfige Schafherde aus Villingen. Mitglieder des NABU, nicht nur aus Queckborn, übernehmen die restlichen Landschaftspflege-Arbeiten. Eine Schmetterlings-Exkursion ist für Juni 2021 geplant.
Die Erhaltung und Entwicklung der ca. 1 Hektar großen Fläche bringt der Stadt letztlich auch finanzielle Vorteile, da Ökopunkte generiert werden, die zum Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft andernorts dienen, z.B. für neue Wohn- oder Industrie-Gebiete.
Noch weiter oben am Münsterer Berg wurde 2019 die Rußrinden-Krankheit an den ca. 40 Jahre alten Ahorn-Bäumen festgestellt.
Durch die langen trockenen Wetter-Phasen hat sich der Erreger in unseren Wäldern in 2018 und 2019 ausbreiten können.
Lt. einem Gespräch mit dem neuen Stadtförster Hannes Wollmerstädt scheint sich hier eine Entspannung anzudeuten.
Ortsvorsteher Wilhelm Zoll listete am Ende die noch nicht erreichten Ziele auf:
Gelobt wurden ausdrücklich die Betreuung der Mehrzweckhalle durch Reinhold Schomber und des Dorfzentrums durch Nadine Stein.
Den Spielplatz behält Nachbar Karlheinz Erb im Auge, der hier dankenswerterweise für die nötige Sauberkeit sorgt.
Der Ortsvorsteher sprach dem Ortsbeirat seinen Dank für die gute Zusammenarbeit aus.
Nicht immer gibt es einstimmige Entscheidungen im Gremium, aber Mehrheitsbeschlüsse werden demokratisch akzeptiert.
Text und Bilder: Lothar Peter