„Heimischer Apfelsaft ist nicht nur köstlich und hat kurze Wege hinter sich, sondern er ist auch ein wertvoller Beitrag zum Naturschutz“, sagt Dr. Christiane Schmahl (Bündnis 90/Die Grünen). Die Naturschutz-Dezernentin des Landkreises hatte mit der Landschaftspflegevereinigung (LPV) die Belegschaft zum zweiten Mal zu einer ungewöhnlichen Aktion eingeladen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung konnten sich Apfelsaft von heimischen Streuobstbeständen bestellen. Auch diesmal war der Aufruf erfolgreich: Insgesamt 235 Pakete wurden abgeholt.
Wer einmal das „Grimmicher Stöffche“ oder den „Guten Laubacher“ frisch gekeltert probiert hat, weiß: Der Supermarkt-Apfelsaft kann geschmacklich nicht mithalten. „Die Äpfel, die vor unserer Haustür wachsen, sind gesund und natürlich gewachsen“, wirbt Christiane Schmahl für das schmackhafte Obst aus der Region. Das Besondere daran: „Der Saft erfüllt Bio-Kriterien, denn immerhin wachsen die Äpfel auf Flächen, die garantiert ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel bewirtschaftet werden.“
Geerntet wurden die Äpfel auf drei Gebieten im Landkreis. Im Angebot waren folgende Sorten: das „Grimmicher Stöffche“ aus dem Grünberger Brunnental und der Streuobstfläche am Klöschesrod in Queckborn, „Der gute Laubacher“ vom Ramsberg sowie „Der gute Allendorfer“ vom Judenberg bei Allendorf/Lahn. Die Pflege aller Flächen wird von der Landschaftspflegevereinigung organisiert, geerntet und gekeltert haben die IJB (Gesellschaft für Integration, Jugend und Berufsbildung gGmbH) sowie der Obst- und Gartenbauverein Queckborn.
„Der wichtige Erhalt der Streuobstwiesen ist nicht allein durch Förderprogramme und Zuschüsse für neu gepflanzte Bäume zu schaffen“, erläutert die Naturschutzdezernentin. „Wir freuen uns deshalb, dass das Interesse an unserem Naturschutz-Apfelsaft immer größer wird.“ Sie sieht das Projekt auch als gute Chance, den Bürgerinnen und Bürgern die Naturschutzarbeit im Landkreis näher zu bringen und sie für die Sache zu begeistern.
„Auch aus diesem Grund haben wir erst vor kurzem einen Werkvertrag mit der LPV geschlossen, der die Sicherung zahlreicher weiterer Streuobstbestände im Landkreis sowie die Organisation einer sinnvollen Obstverwertung zum Ziel hat“, erklärt Christiane Schmahl. Die Landschaftspflegevereinigung Gießen e.V. engagiert sich als gemeinnütziger Verein in enger Abstimmung mit dem Landkreis Gießen und dessen Unterer Naturschutzbehörde für den Naturschutz und die Landschaftspflege im Landkreis Gießen. Hierbei sind Erhalt und Pflege von bedrohten Streuobstbeständen ein Schwerpunkt der Arbeit.
Bei der Ernte und dem Keltern der ansonsten nicht verwerteten Äpfel stehen der LPV verschiedene Akteure zur Seite. So übernimmt die Gemeinnützige Gesellschaft für Integration, Jugend und Berufsbildung gGmbH (IJB) unter der Leitung von Thomas Höke bereits seit Jahren die Ernte der Äpfel. „Die von der IJB betreuten Jugendlichen, die zum Teil eine Lehre im Landschafts- und Gartenbau absolvieren, kennen die Bestände meist schon vom Obstbaumschnitt und helfen daher gerne bei der Ernte und dem anschließenden Keltern“, erläutert Ingrid Moser von der LPV. Zum Keltern bedient man sich verschiedener Akteure: Während in Gießen-Allendorf Martha’s Mobile Mosterei das Keltern übernimmt, steht für Grünberg und Laubach der Obst- und Gartenbauverein Queckborn zur Verfügung.
„Ohne den kostenlosen Einsatz der Herren vom OGV Queckborn wäre die Ernte und das Keltern nicht möglich gewesen“, lobt Ingrid Moser. Über 3.000 Liter Apfelsaft sind in diesem Jahr zusammengekommen. Der naturbelassene Saft wird vorgefiltert und bei 78 Grad Celsius vitaminschonend pasteurisiert. Die 5-Liter-Packs sind geschlossen etwa 15 Monate haltbar, geöffnet bis zu drei Monaten.
Wer probieren möchte, wie lecker Naturschutz sein kann, kann sich Apfelsaft bei der Stadtverwaltung Grünberg (in Laubach ist schon alles verkauft) kaufen, ebenso beim Kiosk der IJB in Gießen, Nordanlage 33.