Der Licher Fraktionsfraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Michael Pieck begrüßte am vergangenen Samstag über 50 Gäste zur Waldbegehung der Grünen im Licher Stadtwald. Zu Gast waren der Licher Förster Ulrich Gessner und Lutz Hofheinz, der bis vor kurzen in Indonesien für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit als Förster gearbeitet hat. Gessner freute sich, noch nie eine Veranstaltung mit so vielen Leuten im Wald gemacht zu haben. An drei Stationen erklärte er die Folgen des Klimawandels für den heimischen Wald. Dabei unterteilte er in eine Forstwirtschaft bis 2018 und ab 2018. Seit diesem Zeitpunkt sind die Folgen der sehr trockenen Sommer dramatisch und die Forstwirtschaft muss immer wieder neue Versuche starten, Bäume zu finden, die bei diesen trockenen und heißen Bedingungen anwachsen und überleben können. Mediterrane Pflanzen seien dabei auch keine Lösung, da diese die Spätfröste im Frühjahr häufig nicht überstehen. Anhand von Bodenkarten zeigte Gessner gut nachvollziehbar auf, welche Nährstoffversorgung im Licher Waldboden vorhanden sei. Wasser sei der limitierende Faktor. Nach dem gescheiterten Versuch, Erlen an einer kahlen Stelle im Wald anzupflanzen, setze Gessner nun auf die Flatterulme. Diese würde in der Försterei im Moment aufgrund des Klimawandels favorisiert ebenso wie die Hainbuche gegenüber der normalen Buche bzw. Rotbuche.
Hofheinz erläuterte in seinem Part die Folgen des globalen Klimawandels und zeigte sich ebenfalls sehr beeindruckt von der großen Zuhörerzahl. Forstwirtschaft werde man sich leisten wollen müssen in Zukunft, weil es unter den Zeichen des Klimawandels nicht mehr so ertragreich sein könne. Der Aufwand müsse gesteigert werden und der Ertrag werde geringer ausfallen. Indonesien sei mit seinen 17.000 Inseln und 270 Millionen Einwohnern ein sehr großes Land, das reich an Bodenschätzen sei und als aufstrebende Wirtschaftsnation durch steigenden Konsum sehr viele Ressourcen verbrauche. Zugleich mehrten sich Extremwetterereignisse nachweislich. Hofheinz hat im Auftrag der GIZ die indonesische Regierung beim Aufbau einer Forstwirtschaft deutscher Prägung beraten. Und dies erfolgreich: mittlerweile gebe es 620 Forstämter, die allerdings noch mit ausreichend geschultem Personal gefüllt werden müssten. Er betonte, dass Schutz durch Nutzung das tragfähigste Konzept für den Wald sei, in Indonesien und in Hessen.
Die zahlreichen Zuschauer stellten viele Fragen, darunter auch die nach dem Nachwuchs. Beide Förster betonten unisono, dass angehende Förster nach dem Studium keine Probleme hätten, eine Stelle zu finden, da viele Fachkräfte demnächst in den Ruhestand gingen.
Pieck dankte den beiden Förstern für die wichtigen Einblicke mit einer Flasche Wein und dem Satz „Save water, drink wine“. Er lud zu der nächsten großen Infoveranstaltung mit dem stellvertretenden hessischen Ministerpräsidenten Tarek Al-Wazir am 21.8. um 18 Uhr in den Bürgerpark ein. Dann werde es um die Themen Verkehr und Wirtschaft in Hessen und in Lich gehen.
Bildunterschrift:
Die Teilnehmer stiegen aufs Rad, um die verschiedenen Stationen im Licher Stadtwald anzufahren.