Die Kreistagsfraktion der GRÜNEN hat in der Septembersitzung eine Anfrage an den Kreisausschuss gerichtet. Gefragt wurde nach der Zahl der Ladesäulen im Landkreis Gießen. Landrätin Schneider gab Auskunft, dass an 23 Standorten mit insgesamt 50 Ladepunkten geladen werden kann. Davon liegen zehn Standorte in Gießen, fünf in Lich, zwei in Hungen und jeweils einer in Grünberg, Langgöns, Laubach, Lollar, Pohlheim und Wettenberg. Der Anfragesteller, das Kreistagsmitglied Matthias Knoche zeigt sich enttäuscht: „Jedem Betreiber dieser Ladesäulen kann man nur Danke sagen, denn sie haben die Zeichen der Zeit erkannt. Aber mit nur 23 Ladesäulen wird die Elektromobilität in der Region scheitern. Das Ziel muss sein, dass in jeder Siedlung mehrere Ladestationen geschaffen werden.“
Die Kreistagsfraktion hat die in der Antwort der Landrätin aufgeführten Ladesäulen im Landkreis aufgesucht und in den gängigen Internetforen die Erfahrungen der E-Fahrzeugnutzer abgefragt.
Knoche: „Mit gutem Beispiel voran geht die Kreisverwaltung. Eigentlich sollten aber alle Gemeinde- und Stadtverwaltungen ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. Aber viele Verwaltungen haben weder Elektro-Autos angeschafft noch stellen sie Ladesäulen zur Verfügung.“ Und auch die bereits im Landkreis aufgestellten Ladesäulen, bezeichnen die GRÜNEN als „Bürgermeistersäulen“, denn erfolgreiche Ladevorgänge finden sich im Internet nicht. Die Ladepunkte in Laubach und Watzenborn seien aus Sicht der GRÜNEN Flops. In Laubach ist mit dem Laden sogar ab 18 Uhr Schluss. „Wer zu spät kommt, muss dann im Auto schlafen“, so Knoche. Allerdings würde der Ladepunkt am Langgönser Rathaus gut angenommen.
In Wettenberg findet sind eine Park&Charge-Station. Da, so die GRÜNEN brauche man aber einen Schlüssel für die Box. Die Mängelliste der GRÜNEN ist lang: Den Ladepunkt in Hungen könne man nicht finden, manche der Ladepunkte waren mit „Verbrennern“ zugeparkt oder zum Stromtanken müsse man zusätzlich Parkgebühren entrichten.
Positiv, so der Fraktionsvorsitzende Christian Zuckermann ist, dass die Ladestation der Volksbank Mittelhessen im Schiffenberger Tal zu den TOP 10 unter den 21.000 Ladepunkten in Deutschland gehört. Nur 5 weitere Stationen werden deutschlandweit besser angenommen. Ein Kompliment machte Matthias Knoche den Edeka-Märkten in Grünberg, Lollar und Lich. „Edeka“, so Knoche, „liebt scheinbar nicht nur Lebensmittel, sondern auch Elektrofahrzeuge“. Aber auch REWE in Lich macht mit.
Positiv sei auch zu bewerten, dass eine Firma wie P&C Walz in Lich ihre Ladestationen auf dem Betriebsgelände öffentlich zugänglich machen und mit den geplanten Säulen der Firma Bender aus Grünberg deutliche Verbesserungen in der Ladepunktinfrastruktur zu erwarten sind .
Christian Zuckermann und Matthias Knoche unterstreichen, dass Elektromobilität dort beginne, wo die Möglichkeiten von Bus und Bahn enden. Das Auto bleibt gerade im ländlichen Raum ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Doch die Verbrennungsmotoren sind Klimakiller. Ein mit Ökostrom angetriebenes Elektroauto kann hier ein wichtiger Baustein sein, um die längst fällige Energiewende auch in der Mobilität zu erreichen. Allerdings sei die Skepsis gegenüber den Elektroautos auch deswegen hoch, weil überall Stromtankstellen fehlen, so Christian Zuckermann. „Bei einer Tankfüllung für 100 Kilometer muss man einfach während dem Einkaufen, beim Geld holen, während des Arztbesuchs oder während der Arbeitszeit Strom tanken können.“
Dass die Landrätin ein von der Bundesregierung gefördertes Projekt auf den Weg bringen wolle, begrüßen die beiden GRÜNEN. „Aber wenn das Ziel bei 1000 Ladestationen liegt und wir erst 23 haben, dann müssen wir uns auf das Machbare konzentrieren“, so Matthias Knoche. Die GRÜNEN kündigten Initiativen im Landkreis an, um die Zahl der Ladestationen spürbar anzuheben. Sie appellierten aber auch an die Betreiber der Ladestationen, Hindernisse abzubauen und die Nutzung auch nach Ladenschluss zu ermöglichen. Matthias Knoche bittet die Fahrer- und Fahrerinnen von Elektroautos, Vorschläge und Tipps für den Ausbau der Ladeinfrastruktur an die Kreistagsfraktion (kreistagsfraktion@gruene-giessen.de) weiterzugeben.